GastGast
| Thema: LYRA'S MYSTERY Mo Jan 21, 2013 6:25 pm | |
| Lyra's Mystery Wenn das Böse ausbricht und das Gute ausrottet ...
V O R G E S C H I C H T E |
[...]So ging es eine ganze Weile weiter. Bis ein leises, glockenhelles Lachen ertönte. Freudig blickte der Mann auf, erwartete, seine Retterin zu sehen, und obwohl er Firaz noch nie gesehen hatte, wusste er doch, dass die Frau, die da vor ihm stand, niemals Firaz sein konnte. Das war eine teuflische Kreatur des Bösen. Sie lachte. Ein wunderschönes Lachen, hätte es nicht so gehässig geklungen, so herablassend. Sie fing an zu sprechen. Sie sprach leise, wie ein Säuseln des Windes, aber der Mann konnte jedes Wort verstehen. »Deine Firaz ist nicht mehr, mein Lieber ... sie ist fort. Für immer. Ich bin jetzt hier. Gazaia ist jetzt hier. Und ich werde auch so schnell nicht wieder verschwinden. Zu Firaz zu beten wird dir nichts mehr nützen. Sie ist jetzt in der Hölle, die ich mehrere Millionen Jahre mein Zuhause nennen musste. Fang schon mal an, mich anzubeten. Dann lebst du länger.« Der Mann wich angstvoll zurück, seine Stimme zitterte. »Was hast du mit unserer Göttin gemacht?« Zorn stand in den Augen des Mannes, seine Körperhaltung verriet Angst. Gazaia lachte wieder. »Habe ich das nicht schon gesagt? Jetzt ist sie an der Reihe - jetzt soll sie versuchen, in der Hölle zurechtzukommen. Nur zu schade, dass ich sie nicht direkt töten konnte - einen grausamen Tod hätte sie verdient...!« Gazaia schritt auf den Mann zu, bei jedem ihrer Schritte schien sie zu verwehen und an einer anderen Stelle wieder aufzutauchen. »Du musst wissen, dass Firaz und ich vor langer Zeit einmal ein und die selbe Person waren. Lyra. Die ursprüngliche Göttin. Sie ist wir. Wir sind sie. Das lässt sich herumdrehen, wie man möchte. Aber es kam, wie es kommen musste ... Lyra hatte eine gute Seite, deine ach so verehrte Firaz, und ... eine böse. Das bin ich. Und beide Seiten waren gleich stark in ihr, sodass sie eines in Zwiespalt mit sich selber geriet ... dabei sprengte sie sich selber in zwei Teile. In Firaz und mich. Gut und Böse. Ying und Yang. Wir beide sind untrennbar miteinander verbunden, keine von uns kann ohne die andere existieren und doch hassen wir uns und wünschen der anderen den Tod..«
Der Mann schluckte schwer und schlug ein Zeichen gegen das Böse. »Ich werde dir meine Geschichte erzählen.« Gazaia lächelte, der Mann presste sich weiter an die Wand, riss angstvoll die Augen auf. »Von nun an waren Gazaia und Firaz alleine auf der Welt ... natürlich mit euch Menschen ... aber ihr wart so erbärmlich. Diese ganze Welt war so erbärmlich. Ich beschloss, dem allen ein Ende zu bereiten. Ich fing an, eure Städte zu zerstören, eure Paläste, eure Dörfer.. alles. Der Teil dürfte in euren Chroniken zu finden sein, oder?« Der Mann nickte, während er mit rauer Stimme zitierte: »Und als das Böse emporstieg, zerstörte es die Städte und Dörfer, lies Flüsse und Seen versiegen, brachte Dürre und Feuer, bis Firaz eingriff und -« Gazaias Ausdruck verfinsterte sich leicht, worauf der Mann angstvoll verstummte. »Genau. Ich war mir sehr sicher, dass dies in eure Chroniken aufgenommen wurde.. ja, deine liebe Göttin Firaz griff ein. Besiegte mich durch eine List und verbannte mich in die Unterwelt. Nach ein paar Millionen Jahres des Herumirrens fand ich etwas. Etwas, dass wie die Hälfte von etwas aussah. Ein weißer, ein wenig durchsichtiger Kristall. Auf der einen Seite glatt, auf der anderen gezackt. Es war Lyra's Seele. Oder eher die Hälfte davon. Der Teil, der Firaz symbolisiert. Und damit hatte ich die Macht über sie. Ich war an der Reihe. Ich war an der Macht. Ich entkam, brach das Siegel, das mich und all die anderen bösen Seelen dort unten festhielt, floh aus dieser schaurigen Hölle. All die dunklen Seelen gehorchten mir von da an, kehrten als schwarze Ritter zurück. Mit ihnen gemeinsam werde ich diese verwahrloste Welt erobern, ich werde alles zerstören und die Herrscherin werden!« Gazaias Stimme hatte etwas Wahnsinniges an sich. Der Mann atmete nur noch flach. Gazaia redete ungerührt weiter. »Deine tolle Göttin, Firaz ... dort, wo sie jetzt ist, hat sie keine Macht mehr. Aber ich fürchte, dass sie immer noch zu ein paar Personen hier in diesem Land Kontakt hat, ihnen Anweisungen gibt ... anscheinend hat sie ein paar Auserwählte. Aber die werden sie auch nicht befreien können. Ich werde meine eigene kleine Truppe zusammenstellen, die jeden einzelnen von Firaz' Auserwählten töten werden. Und meine getreuen Generäle werden den Krieg führen und das Land Stück für Stück erobern, während ich herausfinde, wie ich Firaz töten kann, ohne mich zu töten. Wie gesagt, sind wir untrennbar miteinander verbunden.. es ist nicht einfach, die eine zu töten.. ohne, dass die andere dabei ebenfalls stirbt.« Der Mann keuchte etwas hervor, beinahe triumphierend klang es: »Hast du da nicht etwas außer Acht gelassen, Gazaia? Du hast Firaz' Teil der Seele, aber was ist mit deinem? Entweder ist er ebenfalls in der Hölle und Firaz findet ihn. Sie würde sich ohne zu zögern töten, wenn du damit auch vernichtet werden würdest. Oder aber die Menschen, zu denen sie Kontakt hat, finden deinen Teil der Seele, dann bist du auch verloren! Tot!« Gazaia lächelte, ein kaltes, frostiges Lächeln. »Das.. lass mal meine Sache sein. Du wirst es nie erfahren, Kai..« Gazaias letzte Worte klangen zart, und genauso zart beugte sie sich zu Kai hinunter, und küsste ihn, lange und süß. Als sie schließlich ihre geisterhaften Lippen von Kais löste, war sein Körper eiskalt und von Schneekristallen bedeckt, seine Lippen blau, seine Augen weit aufgerissen und ohne Glanz. Gazaia betrachtete ihn, ihre schwarzen Augen glitzerten. Sie hatte Kais Seele gefressen.
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- Rating: FSK 12
- Genre: Fantasy
- Schreibart: Roman
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