Vor langer Zeit, so erzählen die Ältesten, noch bevor es die beiden Clans gab, gab es einen gewaltigen Löwen, den niemand im Kampf besiegen konnte. Es war ein eitles Geschöpf mit goldener, wogender Mähne und riesigen Pranken, mit denen er den Katzen Furcht einflößte. Er war so groß und gewaltig, dass alle Katzen sich vor ihm fürchteten, nur die mutigsten Krieger unter ihnen wagten, ihn herauszufordern, doch alle scheiterten. Allein sein Brüllen soll dafür gesorgt haben, dass die Berge erzitterten, die Erde bebte und ganze Bäume entwurzelt wurden. Die Legende besagt, dass es unter den Katzen immer größeren Unmut über die Herrschaft des Großen Löwen gab und sie über eine Möglichkeit nachdachten, den Löwen für alle Zeit zu vertreiben, sodass sie in Frieden und ohne Angst vor ihm Leben konnten.
Unter den Katzen gab es einen kleinen, aber listigen Krieger mit dem Namen Flinktatze, ein unscheinbarer Kater, der jedoch mit seinem Verstand seine geringe Größe wieder wettmachte. Dieser Krieger erdachte sich einen Plan, wie er den Löwen ein für alle Mal besiegen und seinen Freunden das Leben ermöglichen konnte, nach dem sie sich alle sehnten.
Er ging also zu dem Löwen, brachte ihm zwei fette Kaninchen und sagte: "Oh, Du großer Löwe, den ich schon immer bewundert habe: Hier ist ein Geschenk für Dich, das Deiner würdig ist."
Der Goldene sah die Kaninchen an und war geschmeichelt von Flinktatzes Worten. "Sage mir, was Du an mir bewunderst, kleine Katze!"
Und während der Löwe zu fressen begann, miaute Flinktatze: "Deine goldene Mähne, die der Sonne zu gleichen scheint! Dein glänzendes Fell, das mit dem Silbervlies konkurriert! Deine gewaltigen Pfoten, die so viel Kraft besitzen!"
Der Löwe war zufrieden mit dem, was er hörte, und während der Kater fortfuhr, dem größeren Komplimente über seine Stärke und seine Intelligenz zu machen, hatte der Löwe Zeit, die mitgebrachte Frischbeute aufzufressen. Mit der Zeit wurde er schläfrig, denn was der Löwe nicht wusste, war, dass Flinktatze die Kaninchen mit Mohnblumensamen präpariert hatte. Er hatte ihnen so viele wie möglich in das tote Mäulchen gesteckt, sodass der Löwe müde und einschlafen würde. Kaum war dies geschehen und der Goldene lag in einem tiefen Schlaf, kamen Flinktatzes Freunde aus allen Richtungen herbei und halfen, den gefürchteten König zur Schlucht zu schleppen. Dort warfen sie ihn hinunter, sodass er nie wieder nach oben kommen und über sie herrschen möge.
Die Katzen feierten ihren Sieg über den Großen Löwen und dachten, sie hätten von nun an stets Frieden und Ruhe. Doch als der Löwe am Boden der Schlucht erwachte und merkte, dass er nicht mehr heraus konnte, brüllte er so laut, dass die Berge erzitterten, die Erde bebte und ganze Bäume entwurzelt wurden. Die Folgen waren schwer, doch die Überlebenden sahen, dass der Löwe sie nicht mehr würde bestrafen können. Und so nahmen sie in Kauf, dass der Löwe brüllte, wann immer er lustig war, doch nicht mehr am Tageslicht war, um sie zu beherrschen.