„Ich bin die Maus, du mein Herr, bist der Kater, der sich einen Spaß daraus macht, mich an den Rand der Verzweiflung zu treiben. Etwas, dass dir schon immer mehr als gut gelungen ist. Was dich angezogen hat? Du meintest vor gefühlten tausend Jahren mal, dass es mein Duft wäre. Das klingt so abartig kitschig, dass einem eigentlich davon schlecht werden würde. Ich habe an meinem Arm gerochen, an meinem Handgelenk, Gott, ich hab sogar an meinem Fuß gerochen. Ich rieche wie der pure Durchschnitt, wenn ich nicht gerade hüfthoch in Dreck stecke. Ich rieche nach allem, aber auf keinen Fall, rieche ich nach Gold, wie du mir nur zu gerne weißmachen wolltest. Du bist anderer Meinung, bitte, ich gehöre deswegen noch lange nicht zu deinem Schatz. Das wäre ja noch schöner, auch wenn es mir früher gefallen hat, wie ein Schatz behandelt zu werden. Vor Jahrhunderten, als ich noch an deiner Seite lebte und mein altes Leben hinter mir lag, weil du mich dazu gebracht hast, es zu vergessen, mit deiner ganzen einnehmenden Drachenart. Und ja, nach all den Jahrhunderten, in denen du mich das erste Mal hast ziehen lassen, ohne die Verfolgung aufzunehmen, habe ich damit begonnen, dich zu vermissen. Schnulzige Liebesschwüre liegen mir nicht, es ist nicht einmal dir gelungen, mich dazu zu bringen, solch einen Zuckersüßen Herzschmerzkram von mir zu geben. Ich würde es auch nie vor dir zugeben, dass ich es so satt habe,  dass du deinen verdammten Hintern nicht endlich zu mir bewegst und mich nach Hause holst.“

„Kater scheint an sich kein wirklich guter Name zu sein, wenn ich dich rufe, ich tue es trotzdem. Auch wenn du nicht mit einer Katze gemein hast, als Drache, der auch noch bunt zusammengemischt wurde. Ein Mix aus asiatischem- und europäischen Drachen, gibt dir eine ganz neue Drachengestalt, die an eine riesige Schlange mit mächtigen Schwingen erinnert. Furchteinflößend, sagenumwogen, gaben die Nordmänner, in frühen Tagen,  dir den Namen Midgardschlange. Island nanntest du für lange Zeit dein Zuhause, wie lange genau, hast du mir nie berichtet, auf jeden Fall lange genug, um auch deine menschliche Hülle denen der Wikinger anzupassen, mit deinen blauen Augen und deinem blonden Haar. Ansonsten bist du ganz typisch Drache eben. Du liebst Gold, du hast ein Problem damit, wenn man die besagtes Gold wegnehmen will, du kannst es auf den Tod nicht ausstehen, wenn jemand ungefragt in deinen Hort vordringt und eigentlich bist du lieber Drache, als Mensch. Nur bei mir machst du eine Ausnahme. Warum wissen wir beide, so kannst du mir sehr viel besser auf den Keks gehen, mich ungefragt über deine Schulter werfen oder mich in dein Bett schleifen. Übrigens der einzige Ort, an dem du mal fünf Minuten deine Klappe halten kannst und das auch nur, weil dein Mund an anderen Orten gebraucht wird, du unmöglicher Kerl du.“

# launisch # rechthaberisch # sturköpfig # selbstherrlich # chaotisch # beschützend # aufbrausend # übellaunig # zickig # Goldliebhaber # humorvoll # vergesslich # anhänglich # selbstverliebt #  ironisch # sarkastisch # beharrlich

„Unsere Vergangenheit umspannt so viele Jahrhunderte, dass es zu viel des Guten wäre, jetzt alles aufzuschreiben. Damit dein Kopf aber trotzdem wieder ein bisschen in Schwung kommt, schreibe ich dir die wichtigsten Sachen auf. Es gab eine Zeit vor dir, eine Zeit mit dir und eine Zeit nach dir.
In der Zeit vor dir, war mein Leben in der meisten Zeit die Hölle auf Erden. Dinge, die an dieser Stelle unausgesprochen bleiben und später von dir in Erfahrung gebracht werden können. Diese Dinge führten dazu, dass ich eine regelrechte Phobie gegen jede Art von Hautkontakt aufgebaut habe. Die Zeit mit dir begann im 100 jährigen Krieg. Weiß der Geier, was du zu der Zeit in Frankreich wolltest, es spielt an dieser Stelle auch keine Rolle, Fakt ist nur, dass wir gegeneinander angetreten sind und du mich besiegt hast. Eine lange Narbe zwischen meinen Brüsten ist dafür Beweis genug. Danach hast du mich in deinen Hort geschleift und wolltest mich nicht wieder gehen lassen. Eine List half mir bei der Flucht, ein Katz- und Mausspiel begann.

Marieketa schrieb:

Sie hätte gedacht, dass sie gut im Fliehen und Untertauchen war. Schließlich war sie eine Mesmer und nicht mal ein schlechte, wie sie glaubte. Sie durfte trotzdem recht schnell feststellen, dass Drachen ihre Schätze nie wieder hergaben und das sie ganz offensichtlich zu Jors Schatz gehörte. Ein ‚Katz und Maus-Spiel‘ nahm seinen Anfang und sollte sich über die halbe Welt ausdehnen. Sie floh, er folgte und tauchte, immer wieder, wie aus dem Nichts auf, um sie zu stellen. Erst war Marie unglaublich genervt davon, wütend, dass sie keine Ruhe vor ihm fand. Irgendwann änderte sich das, an manchen Tagen war sie mehr als enttäuscht darüber, dass er nicht auftauchte, wenn sie mal wieder geflohen war. Aus der Enttäuschung wurden bald schon Vorwürfe, die sie ihm ins Gesicht schrie. Die Vorwürfe bestanden übrigens daraus, dass er zu lange gebraucht hatte, um sie aufzuspüren. Aus Ernst für sie war am Ende ein Spiel geworden, in dem sie ihn gewinnen ließ. Natürlich machte sie sich selbst auch vor, er hätte gewonnen, es würde schließlich nicht zu der sturen Hexe passen, sich eingestehen zu müssen, dass sie ihm freiwillig in seinen Hort folgte.

Wir landeten also wieder in deinem Hort, in der sich mir eine neue Welt auftat. Nie gekannte Sicherheit konnte ich hier finden, Vergangenes abstreifen und einfach nur ich selbst sein. Ich war glücklich bei dir, so sehr, dass ich irgendwann über meinen Schatten springen konnte und Annäherungen wirklich zuließ. Es gab Lachen und Weinen, Streit und Versöhnung, fliegende Teller und zerstörte Zimmer, wenn wir richtig loslegten. In all der Zeit habe ich dir niemals erzählt, dass ich in Island aufgewachsen war, obwohl es sehr wahrscheinlich ist, dass du es dir denken konntest. Ich fluche wie ein Wikinger, ich trinke wie ein Wikinger, ich kämpfe wie ein Wikinger, ich liebe wie ein Wikinger, laut und stürmisch und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Die Zeit nach dir brach an, als dein Hort angegriffen wurde. Dich hat man mit einem Zauber belegt, ich wurde nach Deutschland verschleppt, direkt hinein in die wirren der Hexenverbrennung.

Marieketa schrieb:

Sie wurde nach Deutschland verschleppt, wo die Hexenverfolgung in vollem Gange war. Hier erfuhr sie den Namen des Nekromanten, der sie schon als Kind verschleppt hatte…Henryk Instytor. Ob es sein wirklicher Name ist, kann sie nicht sagen, von den Menschen wurde er so gerufen. Sie nannten ihn Hexentheoretiker, Inquisitor.
Marie wurde vor Gericht gestellt, angeklagt, eine Hexe zu sein. Er wusste, dass es ihr untersagt war, sich durch Magie zu befreien, um ihre eigene Art zu schützen, sie wusste es auch. Ein neues Martyrium nahm seinen Anfang und brachte zurück, was in Island geblieben war.

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Der Geruch von verbranntem Fleisch hing in der Luft, als man sie aus ihrer Zelle holte, durch Gassen schleifte und auf den Scheiterhaufen zuführte. Sie kam nie dort an, plötzlich war Jor wieder an ihrer Seite. Schemenhaft kann sie sich noch daran erinnern, wie er sie befreite, wo sie zu der Zeit kaum noch Herr über ihre Sinne gewesen war. Sie wurde fortgebracht aus Deutschland, in Sicherheit.

Ich war wieder bei dir, unsere gemeinsame Zeit hatte trotzdem ein Ende gefunden. Nichts war mehr wie es war. Ich bin gegangen, nachdem ich mich erholte hatte, dieses Mal bist du mir nicht gefolgt. Gründe dafür kann ich nur erahnen, vielleicht, weil ich dir nach meinem Erwachen alles an den Kopf geworfen habe, was mir in meiner Kindheit und bei den Wikingern wiederfahren ist, bevor sie mich bei sich aufgenommen haben.

Marieketa schrieb:

Vielleicht war es das verdrängte, verängstigte Kind, das aus ihr sprach, als ein ganzes Meer an zornigen Worten über ihm zusammenbrach. Gepaart mit dem, erst vor kurzem Erlebten, wurden Erinnerungen lebendig, fraßen sie auf. Es gab keinen Raum für Wiedersehensfreude oder der Erleichterung, dass er am Leben war.
Sie verließ ihn und floh, aus dem Land, vor den Bildern in ihrem Kopf, vor Jor. Bis heute sagt sie sich, es gelang ihr dieses Mal wirklich jede Spur zu verwischen, die zu ihr geführt hätte. Es ist aber wohl eher eine Tatsache, dass er sie dieses eine Mal gehen ließ, ohne die Jagd nach ihr aufzunehmen und sie zurückzubringen.

Jahrhunderte sind seitdem vergangen, Sehnen hat eingesetzt, dieses Mal bin ich der Kater und du die Maus.“